Die Veranstaltung
Das komplexe Themenfeld rund um das Leitmotiv "Energie effizient nutzen" stand im
Mittelpunkt des Energietags 2011 am 15. September im Festsaal des Hauptgebäudes
der Technischen Universität Wien. Unter der Moderation von Norbert Pillmayr wurde
thematisch ein Bogen vom effizienten Energieeinsatz über Smart Meter, Smart Grids
und Smart Cities bis hin zu Zukunft der friedlichen Nutzung der Atomenergie und
aktuellen Energiemythen gespannt – ganz nach dem Motto "für jeden
Interessensbereich etwas".
Das Publikum
Über 150 Besucher, sowohl aus Wirtschaft, Industrie und Forschung als auch interessierte
Privatpersonen sowie eine Vielzahl an Studenten sind zum Energietag 2011 gekommen und haben
sehr angeregt mitdiskutiert.
Die Vortragenden
Unter den acht hochkarätigen Vortragenden befanden sich unter anderem der österreichische
Atomenergieexperte Helmuth Böck, der einen Einblick in die Auswirkungen der AKW-Katastrophe
in Fukushima auf Europa bot, sowie der "Science Buster" Heinz Oberhummer der mit aktuellen
Energiemythen aufräumte.
Die Vorträge in Kurzform
Energieeffizienz oder Energiesparen
Reinhard Haas / TU Wien
Durch eine effizientere Energieumwandlungstechnologie wird eine Reduktion des
Energieverbrauchs erwartet. Dass dem nicht so ist und wie sich der Reboundeffekt praktisch
tatsächlich auswirkt wurde im Vortrag von Reinhard Haas angeregt diskutiert. Die
Anwendungsbereiche Verkehr, Heizen und stromspezifische Anwendungen wurden beispielhaft
gezeigt und langfristige historische Entwicklungen sowie kurzfristige Effekte betrachtet.
Energieeinsatz im Gebäudebereich
Thomas Bednar / TU Wien
Bei Wohnhäusern wird schon länger auf eine umweltbewusste, energieeffiziente Bauweise
geachtet. Büro- und Arbeitsgebäude hingegen wurden bisher vernachlässigt obwohl berufstätige
Menschen dort einen Großteil ihrer Zeit verbringen. Effektivere Gebäude erhöhen zwar die
Baukosten, amortisieren sich aber im laufenden Betrieb, tragen damit zu einem angenehmeren
Raumklima bei der täglichen Arbeit bei und erhöhen damit die Arbeitsleistung. Der
praxisorientierte Vortrag von Thomas Bednar führte vom aktuellen Wissensstand zum
Energieeinsatz in Gebäuden über die zu erwartenden Entwicklungen zu den neuen Konzepten
für Bauweisen die derzeit erprobt werden. Warum wir Passivhäuser oder Plus-Energie-Gebäude
brauchen und wie man selbst durch sein Verhalten den Energiebedarf beeinflussen kann
wurde anhand von Beispielen und Projekten gezeigt.
Energieeffiziente Lösungen vom Haushalt bis in die Industrie
Jürgen Halasz / Wien Energie
Jürgen Halasz (Wien Energie GmbH) lieferte in seinem Vortrag einen Überblick über
Anwendungen und Technologien die eine Steigerung der Energieeffizienz ermöglichen. Der
Bogen spannte sich von einfachen praktischen Möglichkeiten, die jeder in seinem Haushalt
vornehmen kann, über den Einsatz moderner Geräte im Büroalltag bis hin zu professionellen
Dienstleistungen. Die Ziele der EU Verordnung zur Kennzeichnung Strom sparender Geräte
(EU-Energy Star) wurden dargestellt und Vergleiche von alten und neuen Technologien
gezogen. Präsentiert wurde eine Energieanalyse am Beispiel des Burgtheaters die eine
15% Einsparung des Strom- und Wärmeverbrauchs verspricht.
Europa nach Fukushima
Helmuth Böck / TU Wien
Die Folgen des Tsunami in den japanischen Kernkraftwerken von Fukushima erschütterte die
Nuklearindustrie und als Folge daraus erklärten Deutschland und die Schweiz den Ausstieg
aus der Kernenergie. Welche anderen schwerwiegenden Auswirkungen der Zwischenfall auf die
nukleare Energiepolitik in Europa hat, zeigte Helmuth Böck in seinem Vortrag. Nach einer
kurzen Darlegung des Störungsablaufes wurden die einzelnen europäischen Saaten und deren
nuklearen Zukunftspläne im Überblick beleuchtet. Diskussionsreich gestaltete sich der
anschließende Meinungsaustausch über die nuklearen Ausbauprogramme einzelner Staaten in
Europa sowie die Reaktionen der deutschen Bundesregierung nach dem Unfall und das Problem
eines potentiellen Energienotstandes für Deutschland.
Leistungshalbleiter für die elektrische Effizienzrevolution
Herbert Pairitsch / Infineon
Intelligente Halbleiterlösungen zur effizienten Energienutzung und -einsparung sind im
Bereich der elektrischen Energie sehr gefragt. Im Vortrag von Herbert Pairitsch wurde
gezeigt welche Wege und innovativen Antworten Infineon bereits anbietet bzw. erforscht.
Die Herausforderungen für die Bereitstellung und Einführung von technischen Lösungen am
Markt wurden ebenso dargestellt. Herbert Pairitsch zeigte sehr deutlich einen Ausblick
auf ein Projekt zur Verbesserung der elektrischen Schaltungen für LED-basiertem
Glühbirnenersatz, der eine neue Schaltungstopologie besitzt und damit eine deutliche
Reduktion der Bauteile ermöglicht.
Smart Cities – von der Vision zur Umsetzung
Doris Österreicher / AIT
Zwei Drittel der CO2 Emissionen werden in und um Städte generiert. Es gilt daher diese bei
der Erreichung der Reduktion der Treibhausgase besonders zu unterstützen.
Frau Doris Österreicher stellte in ihrem mitreißenden Vortrag zuerst den
Status Quo dar und erläuterte den radikalen Umbruch, der notwendig ist um im Gesamtsystem
Stadt das Optimum an Energieeffizienz zu erreichen. Die teilweise unabhängig voneinander
entwickelten und agierenden Systeme müssen miteinander "smart" zu einem intelligenten
ganzen System verknüpft werden. Ein Augenmerk liegt hier bei der Einbindung aller
Beteiligten aus Politik, Verwaltung, Industrie und anderer Stakeholder. Abschließend
wurden langfristige Visionen und Ziele diskutiert und wie man diese in einer politischen
Landschaft umsetzen kann.
Smart Metering – Smart Grids: Einfluss auf die Energieeffizienz
Ernst Schmautzer / TU Graz
Herr Ernst Schmautzer lieferte in seinem Vortrag eine Zusammenfassung der unterschiedlichen
Interpretationsvarianten von Smart Metering und Smart Grids. Die Einflüsse auf die
Energieeffizienz bzw. mögliche Leistungs- und Energieeinsparpotentiale, vor allem im
Bereich der Wärme- und Kälteprozesse, wurden anhand von Beispielen gezeigt. In der
abschließenden Diskussion wurde klargestellt, dass Stromerzeuger, Netzbetreiber, Erzeuger
von Geräten und die Energienutzer dringend an einen Tisch gebracht werden müssen, damit die
Erwartungen an Smart Meter und Smart Grids sowie die Regelungsstrategien rechtzeitig,
preiswert, zukunfts- und investitionssicher formuliert und entwickelt werden können.
Aktuelle Energiemythen
Heinz Oberhummer / Science Busters
Kernenergie ist gefährlicher als andere Energien, Windenergie ist sauber und macht autark,
die Energiewende ist ein Kinderspiel. Das sind die 3 Energiemythen, die Heinz Oberhummer
in seinem Vortrag sehr lebensnahe in Frage gestellt und schließlich entzaubert hat.
Im Meinungsaustausch mit dem Publikum wurden diese Themen noch intensiv diskutiert,
die Erkenntnisse der Nachforschungen zu diesen Mythen präsentiert und in einer anregenden
Diskussion mit dem begeisterten Publikum abschließend analysiert.
Hier noch einige Bilder zu dieser sehr gut besuchten Veranstaltung.
Von Norbert Pillmayr / KELAG - Kärntner Elektrizitäts-Aktiengesellschaft
|