Schule von zu Hause? Ja, das kannten wir. Aber einen anerkannten Physikabschluss komplett online machen – geht das wirklich? Für viele klingt das abwegig, schließlich steht die Physik im Ruf, laborkittelpflichtig zu sein mit Experimenten, Messgeräten, ganzen Versuchsaufbauten. Tatsächlich hat sich in den letzten Jahren aber eine digitale Bildungswelt geöffnet, die Studiengänge und Abschlüsse online möglich macht. Inzwischen wächst auch das Angebot im Bereich Physik. Die Frage ist also nicht mehr, ob du Physikabschluss online bekommen kannst, sondern wie, wo und ob das Sinn macht.
Wie läuft ein Physikstudium online ab?
Das klassische Bild: Seminarräume voller Studierender, hektische Diskussionen über Schrödingers Katze, spätnächtliches Experimentieren im Labor. Wer denkt, das gibt es online nicht, sollte genauer hinschauen. Onlinestudiengänge haben längst mehr zu bieten als aufgezeichnete Vorlesungen zum Einschlafen. Viele Hochschulen in Europa, etwa die FernUniversität in Hagen, sorgen dafür, dass die Fachinhalte nicht nur digital, sondern auch didaktisch zeitgemäß vermittelt werden. Kursvideos, interaktive Simulationen, betreute Foren und regelmäßige Live-Seminare sind Standard. Die Software-Landschaft reicht von Moodle über Zoom bis hin zu echten Online-Labortools. So zum Beispiel die Virtuellen Labore, in denen du Experimente digital nachstellst, Daten auswertest oder Versuche planst – nicht nur Klickerei: Du musst Messfehler abschätzen, Modelle entwickeln, alles wie im echten Labor.
Ein cooles Feature: In manchen Programmen bekommst du sogar kleine Experimentierboxen nach Hause geschickt. Da sitzt du dann mit deinen Sensoren und Bauteilen am Küchentisch und filmst deine Messreihe per Smartphone für die Professorin. Viele Institute legen trotzdem Wert auf Praxistage vor Ort. Das läuft dann über kompakte Blockveranstaltungen. Ein Beispiel: An der Open University in Großbritannien gibt es mehrere Physikmodule, die als Fernkurse laufen, aber einen verpflichtenden Laborkurs (meist 1 Woche pro Modul) enthalten, den du einmal im Jahr am Campus machen musst.
Die Prüfungen finden meistens digital statt, oft als Open-Book-Klausuren. Manche Unis nutzen Prüfungssoftware mit Videoaufsicht. Es gibt aber auch mündliche Prüfungen per Videochat, bei denen du Aufgaben vorrechnen oder deine Theorie erläutern musst. Die Struktur ist meist flexibel – du bestimmst das Lerntempo. Typisch ist eine Fächerkombination aus Mathematik, Mechanik, Elektrodynamik, Thermodynamik, Quantenphysik und Wahlmodulen. Viele Kurse lassen sich komplett in Englisch belegen, gerade bei internationalen Fernhochschulen.
Die Abschlussarbeit, also die Bachelor- oder Masterarbeit, läuft fast überall digital ab. Am spannendsten ist dabei oft, wie experimentelle Physik im digitalen Studienformat funktioniert. Hier unterscheiden sich die Anbieter: Einige konzentrieren sich auf Theoriefächer (z. B. Astrophysik, theoretische Quantenmechanik), andere versuchen experimentelle Forschung mit digitalen Messsystemen oder Remote-Labors zu lösen.
Du willst Zahlen? Laut dem Statistischen Bundesamt haben 2024 rund 12% der deutschen Physikstudierenden ihr Studium ganz oder größtenteils online organisiert. Tendenz steigend, vor allem bei internationalen Programmen.

Welche Universitäten und Plattformen bieten einen Online-Physikabschluss?
Die Auswahl wächst – aber es gibt Unterschiede: Deutsche Unis bieten oft nur Teilfächer online, das volle Paket inklusive Abschluss dagegen vor allem internationale Fernunis. So ist zum Beispiel die FernUniversität in Hagen mit ihrem Studiengang "B.Sc. Physik" der einzige deutsche Anbieter mit einem voll anerkannten Online-Physikstudium. Du wählst zwischen Schwerpunkten, hast digitale Begleitung und kurze Präsenzphasen für Prüfungen. Die Betreuung läuft über E-Mail, Lernplattformen und gelegentliche Live-Seminare.
Super beliebt im Ausland: Die Open University in Großbritannien, die komplette naturwissenschaftliche Bachelor (BSc Natural Sciences) mit Schwerpunkt Physik anbietet – inklusive regelmäßigem digitalen Austausch mit Forscherteams. In den USA gibt's die University of North Dakota, die einen voll onlinebasierten Physics B.S. führt; Studierende außerhalb der Staaten müssen aber die Anerkennung in Deutschland und anderen Ländern selbst prüfen. In der Schweiz bietet die FernUni Schweiz einen Online-Studiengang im Bereich Naturwissenschaften, jedoch (Stand Juli 2025) noch keinen reinen Physikabschluss.
Auch einzelne Module, Micro-Degrees oder Zertifikate kannst du online machen. Plattformen wie Coursera, edX oder FutureLearn bieten Kurse von Unis wie MIT, Harvard oder TU München, teils mit Noten und offiziellen Leistungsnachweisen. Diese Kurse lassen sich später eventuell auf ein vollständiges Studium anrechnen. Die große Einschränkung: Ein kompletter Bachelor oder Master in Physik inklusive aller Praxisanteile ist in Deutschland aber nur an ein, zwei Fern-Unis direkt möglich. Dafür gibt's aber im internationalen Raum über ein Dutzend Online-Programme.
Hier mal einige Beispiele für aktuell (Sommer 2025) laufende Online-Abschlüsse, die international anerkannt sind:
Institution | Abschluss | Sprache | Praxisphasen | Anerkennung in D |
---|---|---|---|---|
FernUni Hagen | B.Sc. Physik | Deutsch | Ja (Blockkurse) | Voll |
Open University UK | BSc Natural Sciences (Physics) | Englisch | Ja (Lab-Week) | Nach Prüfung |
University of North Dakota (USA) | B.S. in Physics | Englisch | Nein (teils Remote-Labs) | Nach Prüfung |
Curtin University (Australien) | Bachelor of Science (Physics) | Englisch | Online-Labs | Nach Prüfung |
Beachte: Internationale Abschlüsse müssen bei deutschen Behörden, etwa der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen (ZAB), zur Anerkennung eingereicht werden. Die Chancen stehen aber gut, wenn das Studium ECTS-Credits vergibt und als Bachelor/Master gelistet ist.
Willst du erst mal reinschnuppern? Dann starte mit kostenlosen MOOCs aus dem Physikbereich und hole dir Zertifikate – oft reicht auch das, um im Berufsalltag Wissen vorzuweisen oder ein Präsenzstudium anzurechnen.

Tipps und Herausforderungen: Was muss man beachten?
Klar, online zu studieren klingt erst mal verlockend – keine langen Wege, keine stickigen Hörsäle. Aber die digitale Freiheit hat ihren Preis: Du musst deine Zeit mit eiserner Disziplin selbst strukturieren. Es gibt kein „Komm, wir lernen mal zusammen“-Gefühl wie im klassischen Campus-Leben – dafür aber Online-Lerngruppen und Foren, meist über Discord, Whatsapp oder die Uniforen. Tipp Nummer 1: Vernetze dich mit Kommiliton*innen. Wer isoliert lernt, bricht doppelt so oft ab. Die FernUni Hagen bestätigt: Über 55% der erfolgreichen Absolvent*innen waren Mitglieder in Online-Lerngruppen.
Eine der größten Hürden: Mathe. Viele unterschätzen, wie anspruchsvoll die Mathematik-Komponente bei Physik ist. Bereite dich schon vor Studienstart mit Online-Mathematik-Brückenkursen vor. Die meisten Plattformen, darunter auch die der FernUni Hagen, bieten eigene Mathe-Vorbereitungsmodule an. So schaffst du den Einstieg leichter, gerade wenn das Abi etwas zurückliegt.
Ein weiteres Problemfeld: Die Praxiserfahrung. Während der Theorieanteil recht gut online vermittelt werden kann, hinkt die experimentelle Ausbildung immer etwas hinterher – auch mit cleveren Online-Labs oder Heim-Experimenten. Du solltest darum einplanen, zu den Praxiswochen anzureisen, oft auf eigene Kosten. Und: Wer in die Forschung will, kommt um echte Laborpraxis nicht herum. Für alle, die eher in die Lehre, in die Industrie oder IT wollen, reicht das digitale Paket meist völlig aus.
Stipendien? Die gibt's auch für digitale Programme! Schau mal bei Begabtenförderungswerken oder nutze Datenbanken wie MyStipendium. Auch die bekannten Stiftungen fördern heute zunehmend digitale Studienwege, etwa bei der Studienstiftung des deutschen Volkes oder der Hans-Böckler-Stiftung.
Technische Ausstattung solltest du nicht unterschätzen. Ein schneller Rechner, mindestens 8 GB RAM, und eine stabile Internetverbindung sind Pflicht. Für experimentelle Online-Kurse brauchst du oft eine Webcam, Messgeräte (werden gestellt) sowie Tischplatz und Zeit für Praxisübungen. Schön: Viele Unis helfen bei technischer Ausstattung und Softwarelizenzen mit Zuschüssen oder eigenen Angeboten.
Zuletzt spielt Motivation eine riesige Rolle: Die Zahl der Abbrecher ist online höher als im Präsenzstudium. Wer dran bleibt, plant seinen Tagesablauf, setzt sich feste Lernzeiten und baut kleine Belohnungen ein, bleibt dran. Kleiner Tipp: Drucke dir einen eigenen Studienplan aus und hake jede erledigte Einheit ab.
Und wie sehen die Berufsaussichten aus? Absolvent*innen von anerkannten Online-Physikstudiengängen schneiden beim Berufseinstieg kaum schlechter ab als klassische Präsenz-Absolvent*innen. Gerade Tech-Firmen und Forschungseinrichtungen achten viel mehr auf Fachkenntnisse als auf den Studienort. Laut der Bundesagentur für Arbeit lag 2024 die Arbeitslosenquote bei Physiker*innen unter 2 % – egal ob online oder offline ausgebildet.
Zusammengefasst: Ja, ein Online-Physikabschluss ist möglich, wenn du das richtige Angebot findest, Motivation mitbringst und bereit bist, dich auf digitale Experimente einzulassen. Die Zukunft der Wissenschaft wird noch digitaler – und Physik ist längst Teil davon.
9 Kommentare
Matthias Papet
Also, ich finde es wirklich spannend, dass man heutzutage auch Physik komplett online studieren kann. Vor allem für Leute, die nicht an einen physischen Campus gebunden sein wollen, ist das eine mega Chance.
Ich frage mich aber, wie praxisnah das Ganze wirklich bleibt, wenn man viele Experimente ja nur vor Ort machen kann. Gibt es da virtuelle Labore oder Simulationen, die das einigermaßen ersetzen?
Was ich auch wichtig fände, ist die Betreuung durch Dozenten und der Austausch mit Kommilitonen. Das läuft online ja oft ganz anders ab. Habt ihr da Erfahrungen?
Vor allem bei einem komplexen Fach wie Physik kann der persönliche Kontakt schon entscheidend sein, oder?
Grundsätzlich finde ich es aber super, dass Bildung so flexibler wird. Gerade für Leute mit Familie oder Job eine tolle Sache.
Alexander Cheng
Ich stimme dem zu – Flexibilität ist heutzutage ein Muss, und virtuelle Physikstudiengänge bieten genau das. Dennoch werde ich nicht müde zu betonen, dass trotz aller digitalen Möglichkeiten die physische Präsenz und der direkte Austausch nicht vollständig ersetzbar sind.
Die Frage der praktischen Anwendung bleibt ein Unterscheidungsmerkmal: Kann ein virtuelles Labor die komplexen Messungen und spontanen Erkenntnisse eines realen Experiments wirklich simulieren? Meine Vermutung ist eher nein, aber ich lasse mich da gern eines Besseren belehren.
Außerdem: Wie werden diese Onlineprogramme von Arbeitgebern bewertet? Ist ein rein digitaler Abschluss gleichwertig oder erkennt man da signifikante Unterschiede?
Banken, Forschungseinrichtungen und Industrie sind traditionell konservativ bei Abschlüssen. Der digitale Wandel erfordert auch hier noch Anpassungen.
Petra Möller
Jo, mal ehrlich, wenn man sich auf ein Online-Physikstudium einlässt, sollte man erst mal Superkräfte mitbringen, um sich durch den Bildschirm zu quälen. Ich mein, mal abgesehen davon, dass man total isoliert ist, fehlt einem das echte Uni-Feeling und die ganzen Face-to-Face Moments.
Und klar, virtuelle Labore sind cool, aber die praktischen Skills sind doch anders, wenn man nicht selbst Hand anlegt. Ob das wirklich der gleiche Abschluss ist? Ich glaub, viele Arbeitgeber denken sich da auch nur: "Joah, online halt."
Ich persönlich würde da nur hingehen, wenn’s gar nicht anders geht. Aber als Hauptweg? Nope!
Bildung ist mehr als nur Videos und PDFs durchackern, das unterschätzen viele, die online nur als Spielerei sehen.
Markus Steinsland
Ich verweise an dieser Stelle auf die wachsende Anzahl erfolgreich abgeschlossener Online-Physikstudiengänge, die mittlerweile eine solide Reputation genießen. Natürlich, Praxisübungen sind nicht immer physisch möglich, jedoch bedienen sich moderne Onlineprogramme zunehmend innovativer Tools wie interaktiver Simulationen und virtueller Experimente.
Nicht zu vergessen die didaktischen Konzepte, die einen intensiven Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden fördern sollen, wenn auch auf digitalem Wege. Gerade Mentoring-Programme und virtuelle Diskussionsrunden nehmen hier eine zentrale Rolle ein.
Man darf außerdem nicht außer Acht lassen, dass die Akzeptanz solcher Abschlüsse bei Arbeitgebern langsam aber sicher steigt, besonders wenn die Programme akkreditiert sind und mit Präsenzstudien vergleichbare Inhalte bieten.
Dennoch, es bedarf eines hohen individuellen Engagements, um den Herausforderungen des Online-Physikstudiums erfolgreich zu begegnen.
Christoph Landolt
Ich muss ehrlich sagen, dass das so ein bisschen wie ein akademischer Widerspruch in sich ist, oder? Physik – das ist doch nun mal das Studium der fundamentalen Kräfte der Natur, Messungen und Experimente, Präzision in Reinform. Wie soll man das komplett virtuell erfassen?
Die künstliche Simulation von Experimenten bleibt womöglich immer eine Simulation, ein Schatten dessen, was Realität tatsächlich ist. Daher bleibt diese Art von Onlineabschluss wohl eher ein Kompromiss, der höchstens als Ergänzung taugt, nicht als vollwertiger Ersatz.
Wichtig sind auch die kritischen Diskurse, das Herausfordern von Denkweisen und Hypothesen. Das reibt sich nur selten vollständig durch Videochats und Foren.
Wer den Sinn des Studiums in der reinen Aneignung von Fakten sieht, mag online klarkommen, aber echte Wissenschaft braucht mehr.
Andreas Krokan
Matthias, ich wollte noch ergänzen: Die virtuellen Labore sind inzwischen wirklich erstaunlich fortgeschritten. Ich hab mal selbst ein paar Tools ausprobiert, die detaillierte Simulationen von physikalischen Experimenten bieten, inklusive Messfehler und Schwankungen.
Klar ersetzt das kein echtes Labor, aber man lernt dadurch auch die theoretischen Zusammenhänge besser verstehen. Es gibt auch hybride Modelle, wo man theoretisch online arbeitet und Praxistage an bestimmten Terminen wahrnehmen muss.
Was den Austausch angeht: Viele Kurse setzen auf Projektarbeit in Gruppen, virtuelle Lerngruppen und Live-Seminare. Das schafft schon eine gewisse Gemeinschaft, auch wenn es natürlich nicht dasselbe ist wie vor Ort.
Zusammengefasst: Online Physik zu studieren ist definitiv möglich, aber erfordert mehr Selbstdisziplin und Eigeninitiative.
Thomas Schaller
Mal ehrlich, ich sehe da nicht wirklich viel Wert drin. Das ist doch alles halbgar. Ein richtiger Physiker lernt nicht nur die Theorie, sondern auch das praktische Arbeiten mit Geräten, das sich Anfühlen der Materialien, das unmittelbare Erleben von Phänomenen.
Der ganze digitale Kram ist höchstens was für Menschen, die es sich leisten wollen, Zeit und Geld mehr oder weniger zu vergeuden.
Ich bezweifle auch, dass die Abschlussqualität mit traditionellen Präsenzstudien konkurrieren kann. Das fehlt an Anspruch, das fehlt an Tiefe.
Wer körperlichen Kontakt zur Realität vermeiden will, soll besser von vornherein was anderes studieren.
Christian Enquiry Agency
Thomas, deiner Meinung stimme ich zwar zum Teil zu, doch deiner Arroganz tut das sicher keinen Gefallen.
Es gibt eben nicht nur die eine Art, Wissenschaft zu betreiben. Digitales Lernen kann Türen öffnen, gerade für Menschen, die es traditionell schwerer haben, etwa wegen sozialer Umstände oder körperlicher Einschränkungen.
Das Online-Physikstudium ist vielleicht nicht das Maß aller Dinge, aber ein legitimer Weg, beruflich und akademisch voranzukommen. Innovation entsteht oft durch neue Wege.
Wir sollten nicht so engstirnig sein und den digitalen Wandel als Bedrohung sehen, sondern Chancen darin.
price astrid
Interessant finde ich hier vor allem die philosophische Dimension, die sich auftut, wenn wir über virtuelle Studiengänge sprechen. Was bedeutet Bildung eigentlich, wenn nicht nur der Wissensinhalt zählt, sondern auch die Erfahrung des Lernens?
Die Verkörperung des Lernprozesses in realen Umgebungen – die physische Präsenz, die soziale Interaktion, das greifbare Experiment – sind fundamentale Elemente, die in der digitalen Welt so schwer zu replizieren sind.
Doch gerade darin liegt die Provokation des Online-Studiums: Es zwingt uns, Bildung neu zu denken und unsere traditionellen Vorstellungen von Wissenserwerb zu hinterfragen.
Das macht die Debatte so reizvoll und komplex zugleich.