Wissenschaftsleugnung: Warum Fakten ignoriert werden und was dagegen hilft
Wenn jemand behauptet, der Klimawandel sei eine Lüge, oder dass Impfstoffe gefährlich seien – dann geht es nicht um Unwissenheit, sondern um Wissenschaftsleugnung, die bewusste Ablehnung wissenschaftlich gesicherter Erkenntnisse, oft aus ideologischen, emotionalen oder sozialen Gründen. Es ist kein Mangel an Informationen, sondern ein Mangel an Vertrauen. Menschen lehnen nicht Daten ab – sie lehnen das Gefühl ab, nicht mehr zu wissen, wer sie sind oder wofür sie stehen. In Österreich, wo Bildung und Forschung oft als Stärke gelten, ist diese Haltung besonders gefährlich, weil sie die Grundlage untergräbt, auf der wir gemeinsam Lösungen finden: die Anerkennung von Beweisen.
Wissenschaftsleugnung ist nicht neu, aber sie hat neue Werkzeuge. Soziale Medien verstärken Filterblasen, politische Akteure nutzen sie gezielt, und manche Schulen haben Schwierigkeiten, kritisches Denken gegen einfache Verschwörungsgeschichten zu verteidigen. Doch es gibt Gegenkräfte. Wissenschaftsfreiheit, das verfassungsmäßige Recht, Forschung ohne Angst vor Kontrolle zu betreiben ist nicht nur ein Gesetz – sie ist der Schutzschild, der es ermöglicht, Fakten zu finden, auch wenn sie unbequem sind. Und Citizen Science, die Beteiligung von Bürger:innen an echter Forschung – etwa bei der Überwachung von Wasserqualität oder Luftverschmutzung, macht Wissenschaft greifbar. Wenn Schüler:innen selbst messen, was sie früher nur gehört haben, wird Wissenschaft nicht mehr etwas von außen – sie wird Teil ihres Lebens.
Doch Wissenschaftsleugnung entsteht nicht im Vakuum. Sie wächst dort, wo Bildungsgerechtigkeit fehlt. Wo Kinder aus benachteiligten Regionen keine Chance haben, kritisch zu denken, weil ihre Schulen unterfinanziert sind. Wo Eltern nicht wissen, wie sie mit falschen Informationen umgehen sollen, weil sie selbst nie gelernt haben, Quellen zu prüfen. Und wo Klimakommunikation nur mit Angst arbeitet, statt mit Handlungsmöglichkeiten. In Österreich gibt es gute Beispiele: Schulen, die mit dem ÖKOLOG-Programm Nachhaltigkeit lebendig machen, oder Projekte, die Kinder zu Umweltforschern machen. Aber das reicht nicht. Wir brauchen mehr als gute Absichten – wir brauchen klare Strategien, die Wissenschaft nicht als abstraktes Wissen vermitteln, sondern als Werkzeug, das jedem gehört.
Was du in den folgenden Artikeln findest, sind keine abstrakten Theorien. Das sind konkrete Geschichten: von Lehrer:innen, die mit Lernförderung in Brennpunktschulen gegen Wissenschaftsleugnung kämpfen, von Schulen, die mit Dashboards zeigen, wie Ungleichheit entsteht, von Bürger:innen, die mit Messgeräten in der Hand beweisen, dass die Wahrheit nicht in Tweets liegt. Es geht nicht darum, alle zu überzeugen. Es geht darum, dass so viele wie möglich lernen, Fragen zu stellen – statt Antworten zu glauben, die bequem sind.