Internationale Studiengänge in Deutschland: Unterrichtssprache, Bewerbungsanforderungen und Kosten 2025

Studieren in Deutschland - und zwar komplett auf Englisch? Das ist heute keine Ausnahme mehr, sondern Standard für viele internationale Studierende. Seit den 1990er Jahren hat sich Deutschland gezielt als Bildungsstandort für globale Talente positioniert. Heute gibt es über 1.800 internationale Studiengänge an deutschen Hochschulen, und die Zahl steigt jedes Jahr um mehr als 6 %. Aber was genau brauchst du, um da reinzukommen? Und wie viel kostet es wirklich? Hier bekommst du die klaren Fakten - ohne bureaucratischen Ballast.

Unterrichtssprache: Englisch ist die Regel, Deutsch oft die Pflicht danach

Die meisten internationalen Studiengänge in Deutschland werden auf Englisch unterrichtet. Das gilt besonders für Masterstudiengänge in den Bereichen Wirtschaft, Ingenieurwesen, Naturwissenschaften und Informatik. An der Universität Tübingen zum Beispiel gibt es 28 Programme, bei denen du gar kein Deutsch brauchst, um zugelassen zu werden. Das gleiche gilt für die FAU Erlangen-Nürnberg oder die Universität Stuttgart - zumindest für die Zulassung.

Doch Vorsicht: Das bedeutet nicht, dass du Deutsch ignorieren kannst. Die meisten Hochschulen verlangen, dass du bis zum Ende deines ersten Studienjahres mindestens A1-Niveau nachweist. Einige, wie die Universität Bremen, setzen sogar B1 voraus, bevor du das zweite Semester beginnen darfst. Warum? Weil du im Alltag, bei Praktika oder im Job nach dem Studium Deutsch brauchst. Und viele Praktika werden nicht auf Englisch angeboten.

Die akzeptierten Sprachnachweise sind meistens TOEFL iBT (mindestens 80 Punkte) oder IELTS (mindestens 6,5). Einige Hochschulen akzeptieren auch Cambridge English oder PTE Academic. Achte immer auf die genauen Anforderungen deines gewählten Studiengangs - die können sich von Uni zu Uni unterscheiden. Ein Programm an der Uni Würzburg verlangt vielleicht nur IELTS 6.0, während das gleiche Fach an der Uni München IELTS 7,0 verlangt.

Bewerbungsanforderungen: EU vs. Nicht-EU - der große Unterschied

Wenn du aus der EU oder dem EWR kommst, ist der Weg einfacher. Du brauchst nur deine Schulabschlusszeugnisse, deinen Sprachnachweis und manchmal ein Motivationsschreiben. Fertig.

Wenn du aus einem Nicht-EU-Land kommst, wird’s komplizierter. Hier kommt die VPD (Vorprüfungsdokumentation) ins Spiel. Das ist ein Dokument, das du bei uni-assist beantragen musst. Es prüft, ob dein Abschluss in deinem Heimatland mit dem deutschen Abitur vergleichbar ist. Ohne VPD - kein Studium. Das dauert oft 6-8 Wochen. Plan also mindestens 5 Monate vor Semesterbeginn los.

Die Bewerbungsfristen sind streng: Für das Wintersemester (Beginn im Oktober) musst du meist bis zum 15. Juli oder spätestens 1. Mai bewerben. Für das Sommersemester (Beginn im April) gilt oft der 15. November als letzter Tag. Viele Nicht-EU-Bewerber verpassen die Frist, weil sie denken, sie hätten mehr Zeit - aber die Bearbeitung dauert monatelang.

Einige Hochschulen, wie die Universität Bremen, verlangen sogar unterschiedliche Sprachniveaus je nach Phase: B2 bei der Bewerbung, aber C1 bei der Immatrikulation. Das ist kein Fehler - das ist Standard. Du musst also nicht nur die Zulassung schaffen, sondern auch später noch einmal nachlegen.

Kosten: Keine Studiengebühren - aber Lebenshaltungskosten sind kein Schnäppchen

Deutschland ist eine der günstigsten Optionen in Europa, wenn es um Studiengebühren geht. In 14 von 16 Bundesländern zahlen internationale Studierende keine Studiengebühren. Das gilt für Berlin, Hamburg, NRW, Bayern und viele mehr - mit einer Ausnahme: Bayern und Niedersachsen.

In Bayern zahlen Nicht-EU-Studierende pro Semester 500 Euro Studiengebühr plus 147 Euro Semesterbeitrag. In Niedersachsen sind es ähnlich hohe Beträge. In allen anderen Bundesländern zahlst du nur den Semesterbeitrag - zwischen 150 und 350 Euro. Der deckt meistens: ein Semesterticket für Bus und Bahn, Beiträge zur Studierendenschaft und eine geringe Verwaltungsgebühr.

Die echten Kosten kommen durch den Lebensunterhalt. Laut DAAD brauchst du durchschnittlich 861 Euro pro Monat. Das sieht so aus:

  • Wohnung: 343 Euro
  • Lebensmittel: 183 Euro
  • Versicherungen: 91 Euro
  • Freizeit, Telefon, Fahrradreparatur: 103 Euro
  • Rest: 141 Euro (für Bücher, Kopien, Transport etc.)

Bevor du dein Visum bekommst, musst du einen Finanzierungsnachweis von 11.208 Euro pro Jahr vorlegen. Das ist kein Betrug - das ist Pflicht. Du kannst das auf ein Sperrkonto überweisen, oder mit einem Bürgschaftsvertrag nachweisen. Viele Studenten nutzen das DAAD-Stipendium oder andere Förderprogramme, um das zu decken.

Studentin erhält ein VPD-Dokument von uni-assist und bereitet sich auf das Visum vor.

Was wird eigentlich gelehrt? Die beliebtesten Studiengänge

Nicht alle Fächer sind gleich international. Die meisten englischsprachigen Programme gibt es in:

  • Mathematik und Naturwissenschaften (32,7 %)
  • Wirtschaft (24,3 %)
  • Maschinenbau (18,2 %)
  • Sozialwissenschaften (15,7 %)
  • Recht (9,1 %)

Das liegt daran, dass diese Bereiche global standardisiert sind. Ein Ingenieur, der in Stuttgart oder in Singapur lernt, braucht dieselben Grundlagen. Ein Wirtschaftswissenschaftler braucht dieselben Modelle - egal ob er auf Deutsch oder Englisch lernt.

Interessant: Fast 80 % der internationalen Programme integrieren ein Auslandssemester. Das ist kein Bonus - das ist Teil des Lehrplans. Du wirst also nicht nur in Deutschland studieren, sondern auch in einem anderen Land praktische Erfahrung sammeln. Das macht dich im Jobmarkt besonders wertvoll.

Was sagen Studierende wirklich? Die Realität hinter den Zahlen

86 % der internationalen Studierenden sind mit der akademischen Qualität zufrieden. Die Professoren sind gut vorbereitet, die Bibliotheken sind top, die Labore modern. Das ist kein Mythos - das ist Realität.

Aber: 42 % berichten von schweren Schwierigkeiten, sich in der deutschen Gesellschaft einzuleben. Warum? Weil sie kein Deutsch sprechen. Du kannst in der Uni alles auf Englisch machen - aber im Supermarkt, beim Arzt, bei der Wohnungssuche nicht. Viele Studenten fühlen sich einsam, weil sie keine deutschen Freunde finden.

Die Bürokratie ist ein weiterer Punkt. 68 % der negativen Bewertungen auf Studyportals klagen über die Komplexität der Bewerbung. Die VPD, das Sperrkonto, die Übersetzungen, die Terminvergabe beim Konsulat - das ist ein Marathon, kein Sprint. Wer nicht früh genug anfängt, verpasst das Semester.

Und die Wohnung? 73 % der Studierenden haben monatelang nach einer Bleibe gesucht. In München, Berlin oder Hamburg ist das besonders schwer. Viele starten in WG-Zimmern oder Studentenwohnheimen - und warten auf eine eigene Wohnung, die oft erst nach einem Jahr kommt.

Internationaler Student mit Englisch- und Deutschbüchern, verbindet akademisches und alltägliches Leben in Deutschland.

Was du jetzt tun musst - Schritt für Schritt

Wenn du ernsthaft vorhast, in Deutschland zu studieren, dann fang jetzt an. Hier ist dein Plan:

  1. Wähle 3-5 Studiengänge - schau auf den Hochschulkompass oder das Portal studying-in-germany.org. Achte auf Sprachvorgaben und Fristen.
  2. Prüfe deine Abschlussberechtigung - nutze die uni-assist-Website, um zu sehen, ob du eine VPD brauchst.
  3. Bereite deine Sprachtests vor - TOEFL oder IELTS mindestens 6-8 Monate vor der Bewerbung buchen.
  4. Öffne ein Sperrkonto - bei der Deutschen Bank oder der Postbank. Überweise 11.208 Euro - das ist dein Visum-Schlüssel.
  5. Kontaktiere das International Office - schreib eine E-Mail, stelle konkrete Fragen. Die meisten antworten innerhalb von 3 Tagen.
  6. Bewirb dich früh - nicht am 14. Juli, sondern am 1. Mai. So hast du Zeit für Nachfragen, Korrekturen und eventuelle Ablehnungen.

Und vergiss nicht: Deutsch lernen. Nicht nur, weil du es musst. Sondern weil es dein Leben in Deutschland einfacher, reicher und besser macht. Du brauchst kein C2 - aber ein B1 macht den Unterschied zwischen allein sein und dazugehören.

Die Zukunft: Mehr Programme, mehr Digitalisierung

Die Bundesregierung investiert 295 Millionen Euro bis 2027, um internationale Studiengänge auszubauen. Die Zukunft liegt in interdisziplinären Programmen - zum Beispiel "Digital Health & Data Science" oder "Sustainable Engineering & Business". Diese Kombinationen machen Absolventen gefragt - und sie werden immer häufiger auf Englisch angeboten.

Die Herausforderung? Die Hochschulen müssen auch die Betreuung ausbauen. Viele Programme wachsen schneller als die Unterstützung. Wer jetzt studiert, profitiert von den besten Bedingungen - aber auch von der Verantwortung, diese Qualität zu bewahren.

Brauche ich Deutschkenntnisse, um in Deutschland zu studieren?

Bei vielen internationalen Studiengängen brauchst du bei der Bewerbung kein Deutsch. Aber fast alle Hochschulen verlangen, dass du bis zum Ende des ersten Studienjahres mindestens A1 oder B1-Niveau nachweist. Wer kein Deutsch lernt, hat später Schwierigkeiten mit Praktika, Wohnungssuche und Alltag - auch wenn der Unterricht auf Englisch ist.

Wie viel kostet ein Studium in Deutschland für Nicht-EU-Studierende?

In 14 von 16 Bundesländern fallen keine Studiengebühren an - nur der Semesterbeitrag von 150-350 Euro. In Bayern und Niedersachsen zahlt man zusätzlich 500 Euro Studiengebühr pro Semester. Die Lebenshaltungskosten liegen bei durchschnittlich 861 Euro pro Monat. Du musst für das Visum einen Finanzierungsnachweis von 11.208 Euro pro Jahr vorlegen.

Was ist eine VPD und warum brauche ich sie?

Die VPD (Vorprüfungsdokumentation) ist ein Dokument, das von uni-assist ausgestellt wird. Es prüft, ob dein ausländischer Schulabschluss in Deutschland als Hochschulzugangsberechtigung anerkannt wird. Nicht-EU-Bewerber brauchen sie für fast alle Studiengänge. Ohne VPD wird deine Bewerbung nicht bearbeitet. Die Bearbeitung dauert 6-8 Wochen - also rechtzeitig beantragen!

Welche Sprachtests werden akzeptiert?

Die meisten Hochschulen akzeptieren TOEFL iBT (mindestens 80 Punkte) oder IELTS (mindestens 6,5). Einige verlangen auch Cambridge C1 Advanced oder PTE Academic. Prüfe immer die genauen Anforderungen deines gewählten Studiengangs - sie können variieren. Einige Programme verlangen sogar C1 für die Immatrikulation, nicht nur B2 für die Bewerbung.

Wann muss ich mich bewerben?

Für das Wintersemester (Oktober) ist die Frist meist der 15. Juli. Für das Sommersemester (April) meist der 15. November. Nicht-EU-Bewerber sollten mindestens 5 Monate vorher beginnen - wegen der VPD, dem Visum und dem Sperrkonto. Wer zu spät anfängt, verpasst das Semester.

Gibt es Stipendien für internationale Studierende?

Ja. Der DAAD bietet zahlreiche Stipendien an, besonders für Master- und Doktoranden. Auch die Deutschlandstipendium und viele Hochschulen selbst fördern internationale Studierende. Die meisten Stipendien decken den Lebensunterhalt teilweise oder vollständig ab. Bewirb dich früh - die Fristen liegen oft ein Jahr vor Studienbeginn.

8 Kommentare

  1. Lieve Leysen

    Lieve Leysen

    Ich hab mein Masterstudium in Leipzig komplett auf Englisch gemacht, aber ohne Deutsch wäre ich wahrscheinlich verrückt geworden 😅
    Im Supermarkt fragen, beim Arzt erklären, mit den Nachbarn quatschen – das macht das Leben echt vollständig! 🇩🇪❤️

  2. Brecht Dekeyser

    Brecht Dekeyser

    Leute, VPD ist kein Horror, es ist nur ein bisschen wie ein Video-Game mit zu vielen Leveln 😂
    Ich hab 7 Wochen gewartet, aber dann war’s durch – und plötzlich war ich Student. Einfach früh anfangen, nicht warten bis letzte Woche. #LernausGehirn

  3. Julia Wooster

    Julia Wooster

    Es ist erschreckend, wie viele Studenten glauben, sie könnten in Deutschland leben, ohne die Sprache zu lernen. Das ist nicht nur ungebildet – es ist respektlos gegenüber der Kultur, die ihnen Bildung bietet. Wer nur Englisch spricht, lebt in einer Blase. Und Blasen platzen.

  4. Herbert Finkernagel

    Herbert Finkernagel

    Die Bundesregierung investiert 295 Millionen? Und wo bleibt der Rest? Wer finanziert die 70.000 ausländischen Studenten, die jedes Jahr in die Sozialhilfe fallen? Die Zahlen werden verschleiert. Und die Uni-Ämter? Die sind überlastet – weil sie zu viele Ausländer akzeptieren, statt Deutsche zu fördern.

  5. Nessi Schulz

    Nessi Schulz

    Die Angabe von 861 € Lebenshaltungskosten ist korrekt, aber nicht vollständig. In Städten wie München oder Zürich (ja, ich weiß, das ist nicht Deutschland, aber viele vergessen das) liegt der Betrag bei über 1.200 €. Auch die Kosten für Versicherungen variieren stark – besonders bei privater Krankenversicherung. Bitte immer individuell prüfen, nicht nur auf DAAD vertrauen.

  6. Steffi Hill

    Steffi Hill

    Ich hab mein Studium in Freiburg mit IELTS 6.0 angefangen – und B1 nach 8 Monaten. Es war hart, aber es hat sich gelohnt. Kein Grund, Panik zu haben. Einfach jeden Tag ein bisschen Deutsch lernen. Jeden Tag. 😊

  7. Nick Ohlheiser

    Nick Ohlheiser

    Ich war letztes Jahr in Hamburg und hab eine WG mit 3 Deutschen und 2 Indern gegründet. Wir haben jeden Donnerstag "Deutschabend" gemacht – keiner durfte Englisch sprechen. Am Anfang war’s peinlich, jetzt lache ich jeden Tag mit meinen Freunden – und ich verstehe sogar Witzchen im Fernsehen. 🤗 Deutsch ist kein Pflichtfach – es ist ein Geschenk.

    Und ja, die Wohnungssuche war ein Albtraum. Aber ich hab’s geschafft, weil ich in der Uni-Gruppe gefragt hab. Keine Angst vor Leuten – die sind meistens superhilfsbereit. Selbst die, die am Anfang schweigen.

    Ich hab mir ein kleines Notizbuch gekauft, und jeden Tag drei neue Wörter geschrieben. Mit Bildern. Mit Lauten. Mit Memos. Ich hab’s nicht als Lernen gesehen – als Abenteuer.

    Und wenn du dich jetzt fragst, ob du das schaffst? Ja. Du schaffst es. Nicht weil du perfekt bist. Sondern weil du anfängst. Und das ist alles, was zählt.

    Ich hab nie gedacht, dass ich mal ein B1 schaffe. Jetzt hab ich sogar einen Job in Berlin. Und ich sage: Danke, Deutschland. Nicht für das Studium. Sondern für die Menschen.

    Und wenn du jetzt hier liest – und Angst hast? Mach dir keine Sorgen. Ich war genauso. Und ich bin hier. Und du wirst es auch sein.

  8. Christian Torrealba

    Christian Torrealba

    Manchmal denke ich: Studieren in Deutschland ist wie ein Spiegel. Du siehst nicht nur deine Noten, sondern auch dich selbst.
    Die Sprache, die Bürokratie, die Stille in der U-Bahn – das ist nicht nur Hindernis. Das ist Lernen. Nicht nur für den Job. Sondern fürs Leben.
    Ich hab hier gelernt, dass Ruhe nicht fehlende Kommunikation ist. Dass Warten nicht Untätigkeit ist. Dass ein "Danke" auf Deutsch mehr zählt als hundert "Thanks" auf Englisch.
    Wir denken, wir kommen hierher, um zu lernen. Aber wir kommen, um uns zu verändern.
    Und das ist das Schönste, was Deutschland gibt. Nicht die Uni. Nicht die Stipendien. Sondern die Stille, die dich lehrt, zuzuhören.

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