Dyskalkulie: Was sie ist, wie sie sich zeigt und was Schulen in Österreich tun
Wenn ein Kind bei einfachen Rechenaufgaben ständig scheitert, obwohl es in anderen Fächern gut abschneidet, liegt oft nicht Unkonzentriertheit vor, sondern Dyskalkulie, eine spezifische Lernstörung, die das Verständnis von Zahlen, Mengen und Rechenoperationen beeinträchtigt. Auch bekannt als Rechenschwäche, ist sie so real wie Legasthenie – nur viel seltener erkannt. Es geht nicht darum, dass das Kind nicht aufpasst oder zu faul ist. Es geht darum, dass das Gehirn Zahlen anders verarbeitet – wie ein Farbensehfehler, nur für Mengen und Zahlen.
Rechenschwäche, eine neurobiologisch bedingte Schwierigkeit, Zahlen und ihre Beziehungen zu erfassen zeigt sich oft in alltäglichen Situationen: Kinder zählen an den Fingern, auch wenn sie schon in der dritten Klasse sind. Sie verwechseln Zahlen wie 6 und 9, oder vergessen, wie man eine schriftliche Addition beginnt. Sie verstehen, was "mehr" oder "weniger" bedeutet – aber nicht, wie man das mit Zahlen umsetzt. Und sie leiden oft still. Weil Lehrer denken, sie wären einfach nicht mathematisch begabt. Weil Eltern denken, sie müssten mehr üben. Dabei brauchen sie keine zusätzlichen Aufgaben – sie brauchen eine andere Herangehensweise.
Schulunterricht in Österreich, der zunehmend auf individuelle Förderung und inklusive Pädagogik setzt hat in den letzten Jahren begonnen, Dyskalkulie ernster zu nehmen. Viele Schulen arbeiten mit speziellen Förderkonzepten, nutzen visuelle Hilfsmittel wie Zahlenstrahlen, Mengenkarten oder digitale Lernspiele. Manche Lehrerinnen und Lehrer bekommen Schulungen, um Rechenschwäche früh zu erkennen. Doch es bleibt ungleich: In manchen Regionen gibt es klare Förderpläne, in anderen bleibt alles auf dem guten Willen einzelner Pädagoginnen und Pädagogen hängen.
Was wirklich zählt, ist nicht, ob ein Kind schneller rechnet. Was zählt, ist, ob es versteht, was Zahlen bedeuten – und ob es nicht den Glauben an sich selbst verliert. Dyskalkulie ist kein Defizit, das man ausbügelt. Sie ist eine andere Art, die Welt der Zahlen zu sehen. Und wenn man diese Sichtweise versteht, kann man helfen – ohne Druck, ohne Vergleich, ohne Scham.
Unter den Beiträgen auf dieser Seite findest du konkrete Beispiele, wie Schulen, Psychologen und Eltern in Österreich gemeinsam Wege finden, Kinder mit Rechenschwäche zu unterstützen – mit praktischen Lösungen, die wirklich funktionieren.