Österreich hat ein starkes öffentliches Bildungssystem - kostenlos und für alle zugänglich. Doch immer mehr Eltern entscheiden sich für eine private Schule. Warum? Weil sie mehr Individualität, kleinere Klassen und eine andere Lernatmosphäre suchen. Aber was kostet das wirklich? Wie kommt man rein? Und was unterscheidet eine katholische Privatschule von einer internationalen? Hier ist die klare, echte Übersicht - ohne Werbung, nur Fakten.
Wie viel kostet eine private Schule wirklich?
Private Schulen in Österreich sind nicht kostenlos. Sie finanzieren sich über Schulgelder, und die Unterschiede sind riesig. Es gibt keine einheitliche Preisliste. Eine Volksschule kann unter 2.000 Euro pro Jahr kosten, ein Internat fast zehnmal so viel.Die Neue Wiener Mittelschule verlangt für die reine Schulbildung 2.090 Euro pro Jahr, wenn man alles auf einmal zahlt. Wer zusätzlich bis 17 Uhr Betreuung mit Essen will, zahlt über 5.200 Euro. Die Meridian Privatvolksschule in Wien ist noch teurer: 1.152 Euro monatlich, also fast 14.000 Euro pro Jahr, plus 250 Euro Bearbeitungsgebühr, 1.750 Euro Investitionsbeitrag und 500 Euro Kaution. Das ist kein kleiner Betrag - das ist eine Investition, die viele Familien über Jahre hinweg planen müssen.
Religiöse Schulen sind oft günstiger, weil sie staatliche Zuschüsse bekommen. Die Evangelische Schule in Wien verlangt nur 2.650 Euro Schulgeld plus 115 Euro Verwaltungskosten. Das Islamische Realgymnasium in Wien nimmt 2.160 Euro, inklusive Nachmittagsbetreuung. Die jüdische Zwi-Perez-Chajes-Schule liegt mit 3.780 Euro im mittleren Bereich. Die Unterschiede hängen nicht nur vom Schultyp ab, sondern davon, ob die Schule von einer Kirche, einem Verein oder einer privaten Gesellschaft getragen wird.
Internationale Schulen wie die Vienna International School liegen mit 20.000 bis 25.000 Euro pro Jahr deutlich darüber - aber das ist ein anderer Markt. Hier geht es um IB-Programme, Englisch als Unterrichtssprache und globale Vernetzung. Für die meisten österreichischen Familien sind die 2.000 bis 5.500 Euro die realistische Bandbreite.
Wie funktioniert die Aufnahme an einer privaten Schule?
Du kannst nicht einfach eintragen, wie bei einer öffentlichen Schule. Die Aufnahme ist ein Prozess - und oft wettbewerbsintensiv.Fast alle privaten Schulen verlangen eine Einschreibgebühr. Die liegt zwischen 100 und 400 Euro. Die Meridian School macht es ein bisschen einfacher: Wenn du schon eine Gebühr bei einer anderen Schule bezahlt hast, übernehmen sie die eigene Gebühr von 250 Euro nicht - sie erlassen sie. Ein kleiner, aber wichtiger Unterschied.
Dann folgt das Kennenlerngespräch. Mit den Eltern, manchmal auch mit dem Kind. Es geht nicht um Noten, sondern um Passung. Passt das pädagogische Konzept der Schule zu den Werten der Familie? Will das Kind in einer kleineren Gruppe lernen? Ist religiöse Erziehung wichtig? Die Schule prüft, ob du wirklich dazugehörst - und nicht nur bezahlen kannst.
Viele Schulen verlangen auch eine Schulreifeprüfung. Das ist kein Aufnahme-Test wie in der Grundschule, sondern eine Art Einstufung. Kann das Kind mit dem Lehrplan mithalten? Kann es selbstständig arbeiten? In der Volksschule geht es oft um soziale Kompetenz, in der Mittelschule um Grundkenntnisse in Deutsch und Mathematik.
Die Aufnahmequote liegt bei den meisten Schulen zwischen 60 und 80 Prozent. Das heißt: Jede zweite Bewerbung wird angenommen. Aber an Elite-Schulen wie dem Akademischen Gymnasium Wien ist es härter - dort wird nur ein Teil der Bewerber aufgenommen. Wer hier reinwill, braucht nicht nur gute Noten, sondern auch ein überzeugendes Motivationsschreiben und ein starkes Gespräch mit der Schulleitung.
Welche Bildungsprofile gibt es?
Nicht jede private Schule ist gleich. Es gibt drei große Gruppen, die sich in Ziel, Atmosphäre und Angebot stark unterscheiden.Erstens: Religiöse Schulen. Das sind etwa 70 Prozent aller privaten Schulen in Österreich. Die meisten davon sind katholisch - wie die Notre Dame de Sion oder das Sacré Coeur. Sie verbinden den österreichischen Lehrplan mit religiösem Unterricht, Gemeinschaft und Werten. Viele Eltern schätzen die klare Struktur, die regelmäßigen Gottesdienste und die starke Betreuung. Kritiker sagen: Das ist zu eng. Aber für viele Familien ist das genau das, was sie suchen.
Zweitens: Pädagogisch alternative Schulen. Hier geht es um Freinet, Montessori oder Waldorf. Die Meridian School ist ein Beispiel - mit täglicher Betreuung von 7:15 bis 18:00 Uhr, individueller Förderung und keinem traditionellen Notensystem. Hier lernt man durch Projekte, nicht durch Auswendiglernen. Klassengrößen sind klein - durchschnittlich 18 bis 22 Kinder. Die Lehrer kennen jeden Schüler persönlich. Das ist teuer, aber viele Eltern sagen: „Mein Kind ist endlich wieder glücklich in der Schule.“
Drittens: Internationale Schulen. Die sind meist englischsprachig, folgen dem IB-Programm und bereiten auf ein Studium im Ausland vor. Sie sind die teuersten, aber auch die globalsten. Sie ziehen Expats, Diplomaten und wohlhabende Familien an. Wer hier ist, lernt nicht nur Mathematik - er lernt, in einer multikulturellen Welt zu denken.
Was alle gemeinsam haben: Sie bieten mehr als nur Unterricht. Ganztagsschule, Musik, Sport, Theater, Sprachförderung - das ist Standard. In öffentlichen Schulen ist das oft nur mit Aufwand möglich. In privaten Schulen ist es Teil des Konzepts.
Warum wählen Eltern private Schulen?
Die Gründe sind vielfältig. Auf Plattformen wie schule.at und mein-schultraum.de schreiben Eltern regelmäßig, was sie bewegt.Die häufigste Antwort: kleinere Klassen. In öffentlichen Schulen sind 24 bis 28 Kinder pro Klasse normal. In privaten Schulen sind es 18 bis 22. Das bedeutet: Mehr Zeit für jedes Kind. Mehr Rückmeldung. Weniger Lärm. Mehr Ruhe zum Lernen. Das ist kein Luxus - das ist pädagogisch sinnvoll.
Zweitens: individuelle Förderung. Lehrer in privaten Schulen haben mehr Spielraum. Sie können schneller erkennen, wer Unterstützung braucht. Wer voraus ist, wird gefordert. Wer hinterherhinkt, wird nicht einfach „mitgeschleppt“. Das ist besonders wichtig für Kinder mit Lernschwierigkeiten oder Hochbegabung.
Drittens: klare Struktur und Werte. Viele Eltern fühlen sich in öffentlichen Schulen überfordert - von zu viel Freiheit, zu wenig Regeln. In privaten Schulen gibt es oft feste Tagesabläufe, klare Erwartungen, Respekt als Grundlage. Das beruhigt viele Kinder. Und viele Eltern.
Und viertens: die Atmosphäre. Es ist nicht nur der Unterricht. Es ist die Art, wie sich Lehrer und Schüler begegnen. Wie man sich begrüßt. Wie man mit Fehlern umgeht. Wie man Feiern macht. Das spürt man - und das ist es, was viele Eltern nicht beschreiben können, aber wissen: „Hier fühlt es sich richtig an.“
Was sagt die Forschung?
Die Zahlen sind oft missverstanden. Die APA meldete, dass private Schulen im Durchschnitt 27 Prozent bessere Maturanoten haben. Klingt beeindruckend - bis man weiß, warum.Die Universität Wien hat 2023 gezeigt: Das liegt nicht an besserem Unterricht. Es liegt an der sozialen Herkunft. Kinder aus Bildungsnahen Familien - mit höherem Einkommen, mehr Bücher zu Hause, Eltern, die sich für Schule interessieren - kommen häufiger in private Schulen. Sie haben einfach bessere Startbedingungen.
Das ist der große Kritikpunkt: Private Schulen verstärken die soziale Spaltung. Wer sich das leisten kann, bekommt eine bessere Bildung. Wer es nicht kann, bleibt zurück. Bildungsforscher wie Dr. Helmut Fend warnen: Das ist kein Fortschritt - das ist eine Rückkehr zu einer Klassengesellschaft.
Aber es gibt auch eine andere Sicht. Der Bildungsforscher Andreas Helmke sagt: Die Qualität vieler privater Schulen ist echt. Die individuelle Förderung funktioniert. Die Lehrer sind motiviert. Die Schüler lernen, selbstständig zu denken. Das ist kein Zufall - das ist System.
Und Dr. Judith Riegler von der WU Wien sagt es klar: Private Schulen sind eine Bereicherung - solange sie nicht zur Exklusivität werden. Solange es Stipendien gibt. Solange man nicht nur die Reichen bedient.
Und genau hier setzt ein wichtiger Punkt an: Einige Schulen bieten Stipendien an. Meridian gewährt bis zu 30 Prozent Ermäßigung, wenn das Einkommen nachgewiesen wird. Das ist kein Wohlwollen - das ist Notwendigkeit. Sonst wird die Schule zur Insel für die Reichen.
Was kommt in Zukunft?
Die Nachfrage wächst. Zwischen 2019 und 2023 stieg die Zahl der Schüler:innen an privaten Schulen um 8,7 Prozent. Bis 2028 soll sie um weitere 12,3 Prozent steigen, sagt Deloitte. Warum? Weil Eltern immer mehr nach Alternativen suchen. Weil die öffentliche Schule für viele nicht mehr das passende Angebot ist. Weil Ganztagsschulen, digitale Lernformen und individuelle Förderung immer wichtiger werden.Die Kosten werden weiter steigen. Der Mindestlohn für pädagogisches Personal erhöht sich 2025 um 3,9 Prozent. Das zahlt die Schule - und das wird auf die Eltern umgelegt. Wer jetzt eine Schule wählt, muss mit weiteren Preisanstiegen rechnen.
Die große Frage ist: Wird das System gerechter? Werden mehr Stipendien vergeben? Werden mehr Schulen öffnen, die nicht nur für die Reichen da sind? Oder wird Österreich ein Land, in dem die Bildungschancen vom Geldbeutel abhängen?
Die Antwort liegt nicht nur bei den Schulen. Sie liegt bei der Politik. Und bei uns - bei den Eltern, die sich fragen: Was ist mir wirklich wichtig? Was kann ich mir leisten? Und was will ich für mein Kind - wirklich?
Können private Schulen in Österreich kostenlos sein?
Nein, private Schulen in Österreich sind nicht kostenlos. Sie finanzieren sich durch Schulgelder, Aufnahmegebühren und oft zusätzliche Beiträge für Essen oder Betreuung. Öffentliche Schulen sind hingegen grundsätzlich kostenfrei - nur für Schulbücher oder Ausflüge fallen geringe Elternbeiträge an.
Wie hoch ist die Durchschnittskosten für eine private Schule in Österreich?
Die durchschnittlichen jährlichen Schulgelder liegen zwischen 2.000 und 5.500 Euro. Religiöse Schulen sind oft günstiger (2.000-3.800 Euro), pädagogisch alternative Schulen wie Meridian liegen bei 13.000 Euro und mehr. Internationale Schulen kosten 20.000 bis 25.000 Euro pro Jahr.
Welche Schulen haben die besten Noten - und warum?
Private Schulen haben im Durchschnitt bessere Maturanoten - aber das liegt nicht am Unterricht. Studien zeigen, dass Kinder aus bildungsnahen, wohlhabenden Familien häufiger auf private Schulen gehen. Ihre Voraussetzungen sind einfach besser: mehr Unterstützung zu Hause, mehr Bücher, mehr Bildungserfahrung der Eltern. Die Schule ist nicht der Grund - die Herkunft ist es.
Gibt es Stipendien für private Schulen in Österreich?
Ja, einige Schulen bieten Stipendien an. Die Meridian School gewährt bis zu 30 Prozent Ermäßigung bei nachgewiesenem niedrigem Einkommen. Auch einige religiöse Schulen haben Förderprogramme. Aber sie sind begrenzt. Wer es braucht, muss früh anfragen und oft umfangreiche Unterlagen einreichen.
Ist eine private Schule besser als eine öffentliche?
Besser? Nicht unbedingt. Unterschiedlich? Ja. Private Schulen bieten kleinere Klassen, mehr individuelle Förderung und oft eine stärkere Gemeinschaft. Öffentliche Schulen sind inklusiv, vielfältig und kostenlos. Die beste Schule ist die, die zum Kind passt - nicht die, die teuer ist oder einen guten Ruf hat.
Wie wählt man die richtige private Schule aus?
Frag dich: Was braucht mein Kind? Braucht es Ruhe oder mehr Struktur? Braucht es künstlerische Förderung oder eine religiöse Orientierung? Schau dir die Schulen vor Ort an - nicht nur die Website. Sprich mit Eltern, beobachte den Alltag. Und rechne genau: Was kostet es wirklich - inklusive Essen, Material, Ausflüge? Und kann ich das auch in fünf Jahren noch zahlen?