Schulhausaufgaben: Was wirklich zählt in Österreichs Schulen
Wenn man von Schulhausaufgaben, Pflichtaufgaben, die Schüler:innen außerhalb des Unterrichts erledigen sollen. Auch bekannt als Hausaufgaben, sie sind ein fester Bestandteil des Schulalltags – doch immer mehr fragen: Warum eigentlich? In Österreich wird diese Frage nicht mehr nur von Eltern gestellt, sondern auch von Lehrkräften, Bildungsforscher:innen und Schüler:innen selbst. Die traditionelle Vorstellung, dass mehr Hausaufgaben automatisch bessere Noten bedeuten, hält nicht mehr. Studien zeigen, dass es nicht auf die Menge, sondern auf die Qualität ankommt – und vor allem darauf, ob die Aufgaben wirklich zum Lernen beitragen oder nur als Füllmaterial dienen.
Ein zentrales Thema ist Bildungsgerechtigkeit, die faire Chance auf Lernerfolg unabhängig von sozialer Herkunft. Wer zu Hause keine ruhige Ecke hat, keine Unterstützung von Eltern oder keinen Zugang zu Internet und Büchern, der steht mit Hausaufgaben oft vor einer unüberwindbaren Hürde. Das ist kein Problem der Kinder – das ist ein Problem des Systems. In Österreich, wo der Lehrplan 2023 explizit inklusiven Unterricht fördert, sollten Hausaufgaben nicht zu einem Filter werden, der Kinder mit weniger Ressourcen benachteiligt. Stattdessen sollten sie gezielt dazu dienen, Gelerntes zu vertiefen, nicht zu überlasten. Und das bedeutet: weniger, aber sinnvoller. Ein Rechenaufgabe, die den Schüler:innen wirklich weiterhilft, ist wertvoller als zehn Wiederholungen derselben Aufgabe.
Was zählt, ist Lernmotivation, die innere Treibkraft, die Schüler:innen dazu bringt, aktiv zu lernen. Wer Hausaufgaben als Strafe oder als lästige Pflicht sieht, lernt nicht. Wer sie als Möglichkeit versteht, etwas zu verstehen, das einem wichtig ist, der bleibt dran. Das funktioniert nur, wenn Aufgaben relevant sind – wenn sie sich an echten Lebensfragen orientieren, wenn sie Wahlmöglichkeiten bieten, wenn sie kreativ sind. Ein Experiment in einer Wiener Schule zeigte: Schüler:innen, die selbst entscheiden durften, welche Hausaufgabe sie machen wollten (zum Beispiel ein Video erklären, ein Poster gestalten oder ein kurzes Gedicht schreiben), waren deutlich engagierter als jene, die nur aus dem Buch abarbeiten mussten.
Es geht nicht darum, Hausaufgaben abzuschaffen – es geht darum, sie neu zu denken. In Österreich gibt es bereits Schulen, die auf Hausaufgaben verzichten oder sie nur noch als freiwillige Ergänzung anbieten. Andere nutzen sie gezielt für Projekte, die mit dem Alltag der Kinder verknüpft sind – wie das Messen des Stromverbrauchs zu Hause oder das Gespräch mit Großeltern über frühere Lebensweisen. Diese Ansätze zeigen: Schulhausaufgaben können ein Werkzeug sein – aber nur, wenn sie nicht zum Zwang werden. Was kommt als Nächstes? Wir haben Beiträge, die genau das untersuchen: Wie Lehrkräfte in Salzburg und Wien neue Modelle ausprobieren, wie Eltern mit Überlastung umgehen, warum der Lehrplan 2023 andere Ansprüche stellt als früher, und was Forschung über Lernergebnisse wirklich sagt. Hier findest du die Praxis – nicht die Theorie.